Chancen und Herausforderungen durch kulturelle Vielfalt in der Medizin
- LDÄÄ Hessen
- 28. März
- 2 Min. Lesezeit
Eine Veranstaltung der Landesärztekammer Hessen im Rahmen der Internationalen Wochen gegen Rassismus

Am 26. März 2025 lud die Landesärztekammer Hessen zu einer besonderen Veranstaltung im Rahmen der Internationalen Wochen gegen Rassismus der Vereinten Nationen ein. Unter dem Titel „Chancen und Herausforderungen durch kulturelle Vielfalt in der Medizin“ diskutierten Expertinnen, Praktikerinnen und Engagierte aktuelle Entwicklungen, strukturelle Probleme sowie innovative Lösungsansätze im Umgang mit Diversität im Gesundheitswesen.
Die Veranstaltung wurde von der Antidiskriminierungs- und Menschenrechtsbeauftragten der Landesärztekammer Hessen, Dr. Barbara Mühlfeld, organisiert und von Dr. Barbara Jäger moderiert. Sie fand nicht nur als inhaltlicher Beitrag zu den UN-Aktionswochen statt, sondern auch zu Ehren von Dr. Ernst Girth, der nach beeindruckenden 26 Jahren als Menschenrechts-, Rassismus- und Diskriminierungsbeauftragter der Landesärztekammer Hessen verabschiedet wurde. Als langjähriges Mitglied unserer Liste hat Dr. Girth das Thema soziale Gerechtigkeit in der Medizin mit großem Engagement geprägt.
Medizinische Versorgung in einer vielfältigen Gesellschaft – Rassismus erkennen und abbauen
Ein zentrales Anliegen der Veranstaltung war es, die oftmals unsichtbaren Mechanismen struktureller Diskriminierung im medizinischen Kontext sichtbar zu machen. Diskriminierung und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit können – so der Tenor aller Beiträge – gravierende Folgen für Betroffene haben, insbesondere im Bereich der Gesundheitsversorgung. Auch wenn das deutsche Gesundheitssystem international einen guten Ruf genießt, beginnt erst seit wenigen Jahren eine systematische Auseinandersetzung mit diskriminierenden Strukturen und deren Auswirkungen.
Fachvorträge aus Wissenschaft und Praxis
Den Auftakt machte Dr. Christoph Kadel, Internist und Kardiologe aus Frankfurt, mit einem Einblick in die rassismuskritische Arbeit der American Medical Association (AMA). Er zeigte auf, wie in den USA Krankheitsverläufe und gesundheitliche Ungleichheiten im Zusammenhang mit rassistischer Diskriminierung – etwa bei kardiovaskulären Erkrankungen – systematisch erforscht und in konkrete medizinische Maßnahmen überführt werden.
Virginia Wangare-Greiner, Vorsitzende des Vereins Maisha e.V., brachte die Perspektive afrikanischer Frauen in Deutschland ein. In ihrem Erfahrungsbericht schilderte sie eindrücklich, mit welchen Erwartungen Frauen afrikanischer Herkunft das Gesundheitssystem in Deutschland betreten – und welche oft ernüchternden Erfahrungen sie dabei machen. Ihre Ausführungen unterstrichen die Notwendigkeit, kultursensible Zugänge zur medizinischen Versorgung zu schaffen.
Grace Lugert-Jose, Wirtschaftspsychologin und Expertin für Fachkräfteintegration, stellte Ergebnisse ihrer Studie zur beruflichen Integration internationaler Pflegekräfte vor. Sprachliche Barrieren, Alltagsdiskriminierung und strukturelle Hürden prägen häufig die Berufseinstiegsphase. Lugert-Jose betonte, wie wichtig diversitätssensible Kommunikation und Teamarbeit für die Zufriedenheit internationaler Fachkräfte und zugleich für Patientensicherheit und Versorgungsqualität sind.
Empowerment für Diversität: Struktureller Wandel durch Praxisprojekte
Abgerundet wurde das Programm mit der Vorstellung des bundesweiten Projekts „Empowerment für Diversität“. In sieben Modellkliniken sowie zehn weiteren Institutionen – darunter das Gesundheitsamt Frankfurt – werden Konzepte zur diskriminierungskritischen Organisationsentwicklung und diversitätssensiblen Bildung erprobt und implementiert. Ziel ist es, die Gesundheitsversorgung strukturell inklusiver zu gestalten und Kompetenzen im Umgang mit gesellschaftlicher Vielfalt nachhaltig in die Aus- und Weiterbildung von Gesundheitsberufen zu integrieren.
Ein würdevoller Abschied und ein starkes Signal
Die Veranstaltung war nicht nur ein Forum für fachlichen Austausch, sondern auch ein bewegender Moment der Anerkennung für Dr. Ernst Girth. Mit seiner langjährigen Arbeit als Menschenrechtsbeauftragter hat er wesentlich dazu beigetragen, die Themen Rassismusbekämpfung und Menschenrechte im medizinischen Kontext in Hessen zu verankern.
Sein Abschied wurde mit großem Respekt und Dankbarkeit gewürdigt – verbunden mit der Verpflichtung, seine Arbeit mit Engagement und Sensibilität fortzuführen.